Angststörungen

Angst lähmt. Sie lässt den Erlebnishorizont und den Handlungsspielraum schrumpfen. In Belastungssituationen verfügen Menschen mit einer Angststörung nur noch über stark reduzierte Reaktionsmöglichkeiten und sie verlieren gegenüber den körperlichen Äusserungen von Angst ihre Autonomie. Körperliche Angstsymptome beunruhigen, machen ihrerseits wieder Angst und verstärken so die Symptome. Den Betroffenen scheint nur noch die Flucht, das Vermeiden der bedrohlichen Situation möglich zu sein.

Oft haben ganze Reihen von elementaren Situationen – sei es nun Höhen aufsuchen, sich in engen Räumen aufhalten oder sich der möglichen Kritik anderer aussetzen – eine gemeinsame angstmachende Komponente. Wenn sie alle vermieden werden müssen, wird der verbleibende Bewegungsspielraum sehr schmal, nimmt Gefängnischarakter an.

In der Phase des Klärens ermitteln die ratsuchende und die beratende Person gemeinsam die ursprüngliche angsterzeugende Situation – manchmal ist es eine längst vergessene Todesangst, eine Gewalterfahrung, das Erlebnis des Abgelehnt-, Blamiert- oder Verurteiltwordenseins, das Aufgewachsensein in einer ängstlichen Umgebung – und die Gedanken und Vorstellungen, die noch immer damit verbunden sind.

In der Phase der Neuausrichtung werden solche als gefährlich erlebten Situationen neu betrachtet und bewertet, der Unterschied zwischen dem damaligen Ausgeliefertsein und den heutigen wirksamen Bewältigungsmöglichkeiten herausgearbeitet.

Beim Verändern steht im Vordergrund die neu zu erwerbende Möglichkeit, in die automatisch ablaufenden Angstreaktionen willentlich steuernd einzugreifen. Die Betroffenen lernen, aufsteigende Angst als Signal aufzufassen, um sich zu sagen: “Jetzt kann ich mein Denk- und Urteilsvermögen einsetzen. Ich kann kurz überlegen, wie gefährlich die Situation für mich heute wirklich ist und wie ich darauf angemessen reagieren kann“. Zur Beruhigung der körperlichen Äusserungen von Angst leistet das Vertrautsein mit einer Entspannungsmethode gute Dienste. Es vermittelt die Erfahrung, dass unser Körper auf Gedanken und Vorstellungen anspricht – im Ungünstigen wie im Guten. Und dass wir beides in der Hand oder vielmehr im Kopf haben.

Das Schwierigste an der Behandlung von Angststörungen besteht für den Therapeuten darin, die Betroffenen davon zu überzeugen, dass dieses einfach anmutende Vorgehen wirksam ist und tatsächlich zuverlässig hilft, dass sie nicht dunklen und ungreifbaren Mächten ausgeliefert sind, sondern dass sie sich – mit der entsprechenden Anleitung - höchst effizient selber helfen können.