Beziehungsprobleme


Erwartungen und Wertvorstellungen, die wir als Erwachsene in eine Beziehung hineintragen, stammen mehrheitlich aus unserer Herkunftsfamilie, aus der frühen Zeit des intensiven sozialen Lernens unter den damaligen Bedingungen. Selbst wenn wir uns das genaue Gegenteil von dem wünschen, was wir dort erfahren haben, ist doch dieser Wunsch vom vergangenen Erleben bestimmt.

Das war schon immer problematisch, denn der Beziehungspartner ist unter anderen Voraussetzungen gross geworden, die ihn ebenfalls, aber anders, prägen.

Seit ein paar Jahrzehnten sind aber die Geschlechterrollen in einem so raschen und radikalen Wandel begriffen, dass ganz vieles, von dem, was wir von zu Hause mitbekommen haben, veraltet, als Leitlinie nicht mehr dienlich ist.

Heutige Paare stehen vor der schönen und anspruchsvolle Aufgabe, dass sie die Form, die dem Wesen der Partner und deren Beziehung zueinander am besten entspricht, selber entwerfen können und müssen, dass sie Bedingungen und Regeln miteinander auszuhandeln haben.

In der Klärungsphase einer Paarberatung oder –therapie nimmt das Erkunden der Vorstellungen, die beide Partner aus den Erfahrungen mit Eltern und Geschwistern mitgebracht haben (oder einer Ersatzfamilie bzw. einem Familienersatz) einen ziemlich breiten Raum ein. Viele Konflikte werden besser verständlich, wenn solche Vorstellungen und ihre Entstehung klarer bewusst werden.

In der Phase der Neuausrichtung spielen die Entdeckung und das Mitteilen von Bedürfnissen und Wünschen beider Partner und der Gefühle, die damit verbunden sind, eine grosse Rolle; sie geben der weiteren Entwicklung die Richtung.

In der Phase der Veränderung stehen Lernprozesse im Vordergrund. Es geht darum, eigene Bedürfnisse geltend machen, sich behaupten und sich abgrenzen zu lernen, sich zu üben in der Kunst des Konfliktlösens und des fairen Verhandelns.  Dabei ist es entscheidend wichtig, nie aus den Augen zu verlieren, dass das Wohlergehen des Gegenübers auch im eigenen Interesse liegt, dass nur ein Partner, dem es gut geht, der sich auch den nötigen Spiel- und Entfaltungsraum nehmen kann, ein guter, ein anregender und bereichernder Partner ist.

 Paare sind in der guten Lage, dass die Partner einander Wertschätzung und Wunscherfüllung schenken können. Beide gewinnen dabei.